Die Ringbahn: Schönhauser Allee
Ringschluss. Bei der echten S-Bahn am 15.6.2002 (korrekterweise zum zweiten Mal) am Bahnhof Wedding. Bei mir am 19.10.2023 am Bahnhof Schönhauser Allee. Der virtuelle Ring ist geschlossen, Gleisbau, Signaltechnik, Sicherungstechnik, Fahrleitungen, Häuser, Bahnhöfe, Vegetation etc. pp. alles hingestellt. Wie immer in solchen Momenten - schließlich gehen gerade 2 Jahre und 7 Monate und ein 19 Tage zuende - passiert ... nichts. Kein Knall, kein Jubel, kein Champagner, keine Nachricht in der Tagesschau. Am merkwürdigsten aber: auch nicht in einem drin. Man könnte sich ja freuen. Aber es fühlt sich einfach nur komisch an. Oder eher so, wie gestern und vorgestern. Dabei weiß ich ja ganz genau, wie ich immer nach vorn geschaut habe auf meinen Ring. Dorthin, wo noch nichts war. Und der Weg kam einem ja immer wieder unendlich weit vor. Bei jedem Bahnhof. Ja selbst bei der Prenzlauer Allee, ach es war ja noch sooo viel zu machen. Plötzlich ist in den Arbeitslisten alles abgehakt.
Naja, ein was fehlt schon noch: das Käthe-Kollwitz-Gymnasium, das der Moritz "in der Mache" hat. Das wird aber bis Monatsende die letzte Baulücke schließen. Dann wird das Titelbild dieses Beitrags etwa in Bildmitte noch einen weiteren Turm haben.
Ja klar, es ist noch einiges zu tun, die Fehlerliste fertig abarbeiten, Szenarien programmieren, Testen, Handbuch schreiben, Video machen. Installer programmieren und vorher alles unnötige Zeug rauswerfen. Aber das kreative Bauen, was die letzten Tage, Wochen, Monate, ja sogar Jahre gefüllt hat, ist jetzt vorbei.
Die traurige Nachricht des Tages: Es wird keine virtuelle Flexity geben. Ich hatte zwar einen Ansprechpartner beim Hersteller in Hennigsdorf, der im August auch ganz stark angefangen hatte, sich zu kümmern. Dann hat er aber genauso schnell nachgelassen, wie er angefangen hatte und beim Telefonat heute hat er sich nicht mal mehr daran erinnert (trotz mehrerer Mails zwischendurch). Wir Simulanten sind für die nicht wichtig. Bleibt die Frage: Warum muss man sich dann überhaupt an deren Regeln halten.
Ergo: die Straßenbahngleise, die ich in die Möllendorffstraße, die Eldenaer Straße, die Landsberger Allee, Greifswalder Straße, Prenzlauer Allee, Pappelallee und Schönhauser Allee gelegt habe, werden leider leer bleiben. Meine Zeitfenster schließen sich auch gerade, um noch Alternativen aus dem Boden zu stampfen.
Ein paar Worte zur Art und Weise des Streckenbaus, auch wenn ich damit die sprichwörtlichen Eulen nach Spreeathen trage. Jemand hat nach der Veröffentlichung der Ringbahn acht Neuntel die Bauweise der Strecke als lieblos bezeichnet. Dabei bezog er sich auf den Blick in die Landsberger Allee in Richtung Stadtzentrum. Die Simulation des Ringes bezieht sich auf S-Bahn und Eisenbahn. Für virtuelle Stadtrundfahrten entlang der Alleen und Einfallstraßen ist die Software nur bedingt geeignet. Der Blick unserer Lokführer geht nach vorn auf seinen Fahrweg. In den habe ich alles an Liebe gesteckt, was mir technisch zur Verfügung stand! Das Ganze muss ja auch noch irgendwie performant laufen! Wer also die Landsberger Richtung Mollknoten fahren möchte, ist in diesem Add-on schlecht aufgehoben. Dem sei eine Reise in unsere Hauptstadt ans Herz gelegt.
Zum letzten Mal eine Fahrt entlang der Strecke: Prenzlauer Allee bis Nordkreuz. Kurz hinterm Haltepunkt Prenzlauer Allee kreuzen wir die Dunckerstraße. Dahinter stehen links und rechts der Gleise zwei mächtige Schulbauten, rechts das Schliemann-Gymnasium links das (in der Simulation noch nicht fertige) Kollwitz-Gymnasium. Man beachte auch die herrlichen alten alten Gaslaternen.
Die nächste Brücke, die unterquert wird, gehört der Pappelallee. Auch diese wird von der Straßenbahn befahren. Die Linie 12 vom Pasedagplatz zum Kupfergraben ist hier zu Hause. Bei der Fahrt durch die Schlucht hat man durch die Vegetation nicht zwingend das Gefühl, durch eine große Stadt zu fahren.
Nach einem weiteren Bogen erreichen wir schon den Bahnhof Schönhauser Allee. Umsteigeknoten zwischen S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn. Alle schienengebundenen Nahverkehrsträger auf einen Platz. Hinter der kühnen freitragenden Brücke der Greifenhagener Straße über die Bahn liegt der Bahnhof in einem Bogen. Die Erbauer des dort ansässigen Kauftempels haben den Raum optimal genutzt und in weiten Teilen die Gleise einfach überbaut.
Dadurch ist es unten so dunkel, dass man den ganzen Tag lang das Licht brennen lässt. Interessant an diesem Bahnsteig ist, dass das alte hölzerne Ringbahndach mit den gusseisernen Stützen noch steht, obwohl es zu mehr als der Hälfte durch die Überbauung obsolet geworden ist. Das ist Berliner Charme: ganz alt neben ganz neu und es ist das Normalste von der Welt.
Rechts neben dem Gleis 2 stützt ein Ziegelbogen mit Brückenbögen die Wand. Dort hat man Bilder in die Bögen hinein gemacht. Aus Urhebergründen habe ich diese Bilder mit schwwarz-Weiß-Screenshots der Ringbahn gefüllt. An die alte Brücke der Schönhauser Allee hat man die Brücke der Einkaufszentrums gleich angesetzt.
Die Brücker selbst erhielt vor einigen Jahren eine Modernisierung und damit diese "schicke" Unterbauung aus Beton, die aber sicher nötig ist, um die Verkehrslast tragen zu können. Die Widerlager selbst sind noch in der alten Ziegelbauweise vorhanden.
Ein User sprach mich darauf an, die schmucke Kettwurstbude an der Ecke Schönhauser Allee/Dänenstraße auch ja nicht zu vergessen. Er schickte gleich einen Satz Bilder mit, so dass ich gar nicht anders konnte. Bei dem Bild entsteht jedoch ein völlig falscher Eindruck. Auf der Schönhauer Allee wimmelt es um diese Zeit vor Menschen, der Budenbetreiber macht sicher guten Umsatz. Aus Sicht der Simulation machte es keinen Sinn, dort Menschen hinzustellen, die wir von unten, wo wir unser Tun betreiben, nicht sehen können. Eigentlich steht hier mit Ampel, Verkehrsschildern, Autos und Laternen schon vielzuviel "nutzloses" Zeug herum.
Fahren wir weiter Richtung Nordkreuz fallen natürlich die Gleisanlagen auf, die den Verkehr nach Norden und nach Westen aus der S- und der Fernbahn ausfädeln. Aber den genauen Beobachter fallen noch zwei Dinge auf: hier stehen noch ein paar Wohnblöcke, die bei der Sanierungswut der letzten Jahrzehnte scheinbar vergessen worden sind. Die herrliche, efeubewucherte, alte, geziegelte Stützmauer passt da gleich mit ins Bild.
Hier nun erreichen wir die Stelle, an der am 1.3.2021 alles angefangen hat: das Nordkreuz. Wer wissen will, wie es vorher ausgesehen hat, rufe sich das Add-on "Mitten durch Berlin" in Erinnerung. Ich bin nun doch ein bisschen froh, dass ich "rum" bin. Wenn die restlichen Arbeiten abgeschlossen sind, wird es auch hier zu lesen sein. Wenn alles gut geht, in einem Monat. Zum Schluss noch ein Nachtbild. Wer mich kennt weiß, wie wichtig mir die Nachtdarstellung ist.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen