Die Ringbahn: Landsberger Allee
Vom Ostkreuz bis hier sind es drei Stationen.
Verlässt man das Ostkreuz nordwärts, vorbei an Knorrbremse rechts und ehemals VEB Messelektronik links, deutet sich ein deutlicher Wandel im Stadtbild an. Von hier an prägen Neubauten das Bild der Strecke, zunächst die WBS70/QP71-Plattenbauten aus DDR-Zeiten, dann aber auch Dinge, die man erst nach der Wende hingestellt hat: Ring-Center I und II haben die alte Markthalle und eine Grünfläche verdrängt. Der Kontrast könnte kaum größer sein: links und rechts die Betonkaufhöhlen der Neuzeit und in der Mitte ein alt ehrwürdiger S-Bahnhof der immer noch treu seine Dienste tut. Das Empfangsgebäude wird durch Beton fast erdrückt.
Natürlich wurde auch dem alten Brademann-Stellwerk B2 durch Moritz ein virtuelles Denkmal gesetzt. Der ehemaliger Containerbahnhof Frankfurter Allee ist bis auf ein paar Gleisreste abgebaut und bracht irgendeiner Zukunft entgegen. Ob da wirklich mal die A100 entlang geht steht in den ideologischen Sternen der jeweils im Senat führenden Parteien. Immerhin steht zurzeit dort eine Traglufthalle für Obdachlose als Notunterkunft.
Hinter der Frankfurter Allee wird es grün. Auf der Insel zwischen S-Bahn, Fernbahn und Eldenaer Straße residieren (wie so oft in Berlin auf solchen Inseln) Kleingärtner. Hinter der Fernbahn die Parkanlage des Stadtparks Lichtenberg. Hinter der Eldenaer Straße dominiert rechter Hand der Wohnbeton und links das Areal des ehemaligen Zentralviehhofs, das sich von der Eldenaer Straße bis zur Landsberger Allee erstreckt. Hier wurde bis in die neunziger Jahre geschlachtet und verarbeitet, was Schwein, Rind und Hammel so hergaben. Inzwischen ist auf dem ca. 50 Hektar großen Areal Gewerbe und Wohnneubau zu finden, einige alte Gebäude sind erhalten und haben neue Funktionen bekommen.
Der Hügel, der rechts im Bild aus den Häusern ragt, ist die Oderbruchkippe, wie der Mont Klamott im Friedrichshain ein Trümmerberg, an der Oderbruchstraße gelegen. Längst zum Volkspark Prenzlauer Berg mutiert, kann man im Blumenviertel an der westlichen Flanke des "Höhenzuges" trefflich wohnen, wie ich in meinem Leben schon einmal erfahren durfte.
Am Bahnhof Storkower Straße kreuzt die S-Bahn die Fernbahn. Besonderheit hier: die Gitterkastenbrücken wurden in der Dampflokzeit errichtet. Als man den Ostring auf der Fernbahn in den achtziger Jahren elektrifizierte, passte der Fahrdraht gerade so unten durch. Daher hat man hier einen Isolationsabschnitt eingebaut, der natürlich nur mit ausgeschaltetem Hauptschalter passiert werden darf.
Dar Haltepunkt hieß mal so, wie das Gebiet links von ihm: Zentralviehhof. Im Zuge des Baus des Neubaugebiets rechts der Bahn erhielt der Haltepunkt 1977 seinen jetzigen Namen. Prägend für die Optik der Station ist die lange Fußgängerbrücke, die mal bis zur Eldenaer Straße reichte. Volkes Mund verpasste ihr den Namen "Langer Jammer". Wer das "Vergnügen" hatte, die 550m bei stärkerem Wind zu passieren, wird wissen, wie sich der Jammer anhörte.
Die Neuzeit seit 1989 verpasste auch dieser S-Bahnstation einen Einkaufstempel.
Fahren wir weiter in nördlicher Richtung, passieren die Brücke der Thaerstraße über die Bahn, kommt ein wirklich trostloses Stück Stadt. Es war schon früher nicht schön hier, befand sich linker Hand doch die Viehverladung. Stand ein Zug an der Rampe, hörte man seine Ladung deutlich, da das arme Vieh genau wusste, welche Stunde ihm geschlagen hatte: es quiekte, blökte und schrie. Der Preis dafür, wenn jeder lecker Leberwurst essen will. Aber nun ist man eingekesselt von Beton, Glas, Stahl, den Insignien der Jetztzeit. Die Schmierereien an den Wänden machen es nicht schöner, geben aber dem Ganzen immerhin menschliche Züge.
Nun erreichen wir den Bahnhof Landsberger Allee, der vom alten Bahnhof nur noch den Namen übrig hat, links davon die Zeugnisse von Berlins Olympiawahn der 1990er Jahre: Schwimm- und Sprunghalle und Velodrom. Immerhin wichtige Sportstätten der Stadt, aber die Fassade zur Bahn hin strotzt vor Phantasielosigkeit, ist jedoch für den Zugang größerer Menschenmengen vom Bahnhof her optimiert. Immerhin war der Platz links der Gleise, als der Bahnhof noch Leninallee hieß, versporthallt, stand hier doch einst die Werner-Seelenbinder-Halle. Rechts ein Gewerbegebiet, dessen Bauten sich bis zur Kniprodestraße erstrecken. Direkt am Bahnhof stand mal der VEB Berliner TT Bahnen, der so einige seiner Stücke direkt in mein Kinderzimmer lieferte. Von ihm ist lediglich eine Brache übriggeblieben. Das Bild zeigt links und rechts verdreht.
Nächsten Monat gibt es einen neuen Post, der heißen wird: Ringbahn acht neuntel. Man darf gespannt sein, was es damit auf sich hat.
AntwortenLöschenHallo Jan, das sieht echt fantastisch aus und ich freue mich schon mega auf die Strecke.
Viele Grüße und mach weiter so,
Michael
Ich kann es kaum erwarten meine Twitch Zuschauer zu vergraulen in dem ich wochenlang rauf und runter die Strecke fahre, die ich zu Teilen jeden Tag zur Arbeit als Fahrgast genieße 🎉🎉🎉
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